Letter to Lenin                                 

Sie war zu spät
Als sie nach draußen trat
Hatte der Wind schon lang gedreht.
Von Neugier und Scham
Zum Bahnhof getrieben
- Postsparbuch - und Mamas Mantel war warm.
Fand in Lübeck eine Wohnung
Eine Stelle gar beim Fernmeldeamt.
Zur Weihnachtsfeier einen Freund
Und Nachbarn durch ihre Schlafzimmerwand.

Für ihn zu früh
- Sagte er - wolle sie
Mit ihm zusammenziehen.
Das sah sie ein
Blieb am Abend allein zu Haus
Fuhr in den Sommerferien heim.
Der Anzugmann im Großraumwagen
Der sagte nur, er heiße Kurt.
Doch dann bei ihm und erst danach
Fühlte sie sich so wie Heidi in Frankfurt.

Nur nach Haus wollte sie
War ja nicht obdach-, wenn auch heimatlos.
Das Leben ist kein Pionierlager,
Sagte er, und auch kein Ponyhof.

Privatisiert
Als sie den Arbeitsplatz,
All ihre Rest-Illusionen verliert.
Und mit dem ersten Frost
Verscherbeln Supernasen
Vor der Tür die Deutsche Post.
Trotz Klavieren, Autos, Trüffeln und dergleichen
Wird man wohl nie mehr verstehen,
Auch nicht in Mamas Manteltasche
Ihren Abschiedsbrief an Lenin.